Eingängige, berührende Lieder, Tanz und ein Streifzug durch die Lebens- und Wirkungsgeschichte von Maria Magdalena prägten den Gottesdienst in der Wiblinger Basilika. Erst vor fünf Jahren hat Papst Franziskus den 22. Juli, also den Tag, der im liturgischen Kalender der Feier der heiligen Maria Magdalena geweiht ist, vom Rang eines Gedenktags in den Rang eines Festes erhoben, um „eindringlicher über die Würde der Frau, über die Neuevangelisierung und über die Fülle des Geheimnisses der Barmherzigkeit nachzudenken“. Indem den Gläubigen das Beispiel der heiligen Maria Magdalena noch besser vor Augen gestellt werde, könne sie „von den Gläubigen unserer Tage (…) als Beispiel für den Dienst der Frauen in der Kirche entdeckt werden“, schrieb Franziskus 2016.
Für den Arbeitskreis „Maria 2.0“ in der Region Ulm war dieses Fest ein guter Anlass, um „Maria Magdalena als Apostelin der Apostel in ihrer Tragweite für die Verkündigung des Evangeliums zu würdigen“. Denn auch wenn die heilige Maria Magdalena „die erste Zeugin der Auferstehung des Herrn und die erste Evangelistin“ sei und laut Papst „von der Kirche im Westen und im Osten immer mit höchster Ehrfurcht geachtet“ wurde, sei sie bisweilen auch eine „verkannte Zeugin“, wie Gemeindereferentin Margarete Lobenhofer sagte.
Eindrucksvoll und plastisch schilderte Lobenhofer die sich immer wieder wandelnde Sicht auf Maria Magdalena. Papst Gregor der Große (590-604) habe sie mit der namenlosen Sünderin gleichgesetzt, die im Haus des Pharisäers Simon Jesus die Füße salbte (Lk 7, 36–50) – eine bis ins 4. Jahrhundert zurückreichende Verquickung verschiedener Personen, die ebenso wenig biblischen Anhalt hat wie eine Identifikation mit Maria aus Betanien, der Schwester von Martha und Lazarus. Aufgrund der sehr spärlichen Informationen über die Heilige in der Bibel gebe es Raum für Spekulationen – Raum, den Menschen zu allen Zeiten, auch Kunstschaffende, „mit viel Fantasie füllten“.